Wer seine Immobilie verkaufen möchte, muss wissen, was sie am Markt aktuell wert ist. Online-Immobilienbewertungen können eine erste Orientierung ermöglichen, aber ist das auch der Wert zu der die Immobilien letztendlich verkauft wird? Der Immobiliengutachter Andreas Habath erklärt, worauf es bei der Wertermittlung ankommt und warum es sich lohnt, auf jeden Fall einen Experten zu Rate zu ziehen.
Interview von Jan Kricheldorf
Was gilt es bei Onlinebewertungen zu beachten, wenn man eine Schnellbewertung durchführt?
Als erstes sollte man in Erfahrung bringen, welche Datenbasis und Datenqualität eigentlich dahinter steckt. Also kennt sich der Anbieter in der Region, in der ich meine Immobilie verkaufen möchte, auch wirklich aus, um ein gutes Ergebnis abzugeben? Außerdem sollte man wissen, dass es viele Blickweisen gibt, die aktuelle Lage am Immobilienmarkt einzuschätzen. Alternativ könnte man Immobilieninserate studieren. Es gibt auch Gutachterausschüsse, die den regionalen Immobilienmarkt in Form von Marktberichten abbilden. Für den Eigentümer ist die Onlinebewertung eine von vielen Möglichkeiten, sich eine Orientierung zu verschaffen.
Es gibt ja momentan sehr viele Anbieter, die Bewertungen vornehmen. Wäre es nicht sinnvoll, sich an einen lokalen Experten wie einen Immobilienmakler zu wenden?
Das wäre die erste Option, die ich empfehle, bevor man selbst im Internet forscht. Der Nutzer kann die Qualität der unterschiedlichen Online-Anbieter nicht beurteilen. Daher sollte er oder sie nach einem qualifizierten Experten vor Ort suchen, der einem diese Arbeit abnimmt und auf ein professionelles Level hebt. Was nützt einem ein Orientierungswert, wenn der tatsächliche Kaufpreis etwa 30 bis 40 Prozent davon abweicht? Nach unten oder auch nach oben.
Immobilienmakler kennen ihren lokalen Markt natürlich sehr gut, was sich als Vorteil gegenüber Anbietern rausstellen sollte, die bundesweit aktiv sind, oder?
Richtig. Daher sage ich auch immer, dass es auf die Qualität der Daten ankommt. Was steht dahinter? Der Makler ist derjenige, der transparent agiert und mit dem man sich austauschen kann. Ich kann ihm die Besonderheiten meiner Immobilie nennen und er kann mir von seinen Erfahrung und von seinen letzten Objekten berichten. Daraus den Kaufpreis abzuleiten, halte ich für weitaus sinniger und erfolgversprechender als auf bundesdurchschnittliche Kaufpreisdaten zu setzen.
Welche Faktoren beeinflussen denn den Preis nach oben oder nach unten?
Platz 1 ist natürlich die altbekannte Maklerweisheit: Lage, Lage, Lage.Sagt ja der Name „Immobilie“ bereits. Nur Lage ist halt nicht gleich Lage. Es lässt sich nicht immer unterteilen in einfach, mittel und gut. Es gibt da sehr feine Abstufungen. Wie beispielsweise die Nachbarschaftslage: Wie weit sind Gebäude voneinander entfernt? Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die auf die Bewertung Einfluss nehmen.
Viele fragen ja auch den Preis ab, weil sie selbst verkaufen wollen. Die Preise in den Portalen allerdings sind Preise, die die Angebotslage widerspiegeln, jedoch nicht den Preis, den man tatsächlich erzielt am Ende. Welche Gefahren lauern hier?
Experten wissen, dass man seine eigene Immobilie nicht gut verkaufen kann, weil man nicht objektiv ist und mit dem Preis übertreibt. Wenn man dies unbewusster Weise tut, wird der potenzielle Käufer für die Immobilie überhaupt nicht angesprochen. Der Immobilienverkauf zögert sich hinaus. Und mit jedem zusätzlichen Tag, an dem eine Immobilie auf dem Markt ist, sinkt sie im Wert. Das ist logisch und wurde auch von Studien belegt.
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Foto: axelbueckert